Wie ich wurde, was ich bin: Mein Weg zur Yogalehrerin & Trainingstherapeutin

In Wien geboren, in Kärnten aufgewachsen, in Graz studiert und heute lebend in Portugal. Wie sich Bewegung und die Liebe zum Menschen schon von Anfang an durch mein Leben ziehen. Hier die Stationen meines Lebens, wie aus dem Kärntner Landmädchen eine in Portugal lebende Yogalehrerin & Trainingstherapeutin wurde.

1. Mit 4 Jahren das 1. Skirennen: Ich bin aufgewachsen am Land in Kärnten, die Natur war mein Spielplatz und Schifahren meine Leidenschaft. Fast jedes Wochenende im Winter ging’s auf die Piste und im Sommer zum Spielen in den Wald. Ja, ich bin tatsächlich auf Bäume geklettert und bin auch runtergefallen und hab daraus gelernt. Ich wollte Tennis, Schwimmen, Reiten, einfach alle Sportarten ausprobieren. Ja, der Bewegungsdrang war schon immer in mir.

2. 2002: Byebye Kärntner Land, hallo steirische Hauptstadt! Was ich immer werden wollte, als ich klein war: “Zeichnerin”. Mein Talent konnte auch meine Kunstlehrerin sehen und legte mir und meinen Eltern nahe, in die nächstgelegene Stadt zur Kunstschule zu gehen, nämlich Graz. Es gab eine Aufnahmeprüfung – Platz 27, somit durfte ich in den Grafikdesign-Zweig. Das hieß Internat unter der Woche und wochenends nach Kärnten pendeln. Ich war erst 14 Jahre, aber mir war sofort klar, dass ich das durchziehe. Es war ja schließlich mein Traum.

3. 2002: Ortweinschule Graz: Eine unglaublich aufregende Zeit in der großen Stadt. 260.000 Einwohner – naja, für mich war’s groß damals. Der Kreativitätsdruck stieg gleich mal ordentlich und ständiges vergleichen war an der Tagesordnung. Die Bewegung litt, von voll aktiv zu quasi 0 Bewegung. Ich war viel am Papier und vor dem PC. Im Laufe meiner Zeit dort merkte ich vor allem, was ich nicht wollte: Kein Computer-Zombie werden und auf Druck kreativ sein zu müssen. 

4. Diagnose – Skoliose: Mit 16/17 Jahren bekam ich die Diagnose Skoliose. Schmerzen waren fast Dauerzustand. Wie kann das sein? Ich war doch so jung. Wie wird das, wenn ich älter bin? All diese Fragen gingen durch meinen Kopf. Ab hier begann ich, mich mit dem Körper intensiver auseinanderzusetzen. Ich wusste, ich muss wieder in die Bewegung zurück. Ich begann selbst zu trainieren, Krafttraining und Laufen waren an der Tagesordnung und Volksläufe meine Herausforderungen. Es half mir weg von den Schmerzen und wieder hin zu einem guten Körpergefühl zu kommen.

5. 2007 – Matura und jetzt? Tja, ich wusste vor allem, was ich nicht wollte, und weniger, was ich wollte. Studieren war das Letzte, an das ich unmittelbar nach der Matura denken konnte, die sich wie durch die Hölle gehen anfühlte. Somit folgten verschiedene Jobs und viel Erfahrung sammeln, von der Lagerarbeiterin bis hin zur Kellnerin.

6. 2009 – Dann ging’s doch zur Uni! Ich setze mich immer mehr mit dem Menschen und deren Verhalten auseinander und da war ein Soziologiestudium einfach logisch. Ein Jahr Studium gesellschaftlicher Phänomene war dann auch genug, bevor’s zu statistisch wurde. Dann kam der Moment, indem ich wusste, was ich wirklich wollte: Sportwissenschaft studieren. Ich erinner mich noch so gut, wie überrascht ich war, dass man Sportwissenschaften studieren kann. Ich dachte nur: “Wow, das ist es.” Ich kann mit Menschen arbeiten und ihnen mit Bewegung helfen, sich besser zu fühlen. That’s it. Goal set!

Rückblick auf meine etlichen Praktika & Anstellung in Rehazentren

7. Februar 2010: Von der Kunstschülerin zum Sportstudium: Die Aufnahmeprüfung – Ja, der Weg war hart. Es gab ja immerhin eine lange Pause ohne Bewegung und der Schulsport sah damals vor allem so aus: Volleyball für die Mädchen & Fußball für die Burschen. Das Training für die Aufnahmeprüfung war nicht das einfachste, ich konnte z.B. nicht mal Kraulen und das Limit war doch knackig, wenn man’s erst lernen musste. Hätte mir vorher jemand gesagt, ich schaff es erst beim 3. Antritt oder, dass ich mir beim 1. Versuch einen Muskelfaserriss beim Sprinten zuziehe, ich weiß nicht, ob ich’s gemacht hätte, haha… Ich lernte dafür schnell meinen Körper besser zu verstehen und dass, auf die richtige Dosis im Training ankommt.
Ich liebte es über den Körper zu lernen und tja, die Anatomie-Präparate werden mir wohl noch ewig in Erinnerung bleiben.

Einer der 1. Surfversuche während meiner Erasmus-Zeit in Lissabon, 2012

8. September 2010: Mein 1. eigener Unisport-Kurs: Ich durfte Kurs meines Trainers übernehmen, eine Männerrunde von Uni-Professoren allen Alters, die ICH trainieren durfte. Ich fühlte mich anfangs wie ein Kücken unter Bären, aber Sport verbindet ja bekanntlich und ich wurde herzlichst von den Herren aufgenommen. Sie wuchsen mir unglaublich ans Herz. Viele von ihnen durfte ich ganze 10 Jahre lang begleiten. Es war faszinierend für mich, zu sehen, wie sich Bewegung positiv aufs Alter auswirken kann. Jeder Einzelne von ihnen war eine Inspiration für mich. 

9. 2012 – Erasmus in Lissabon: Zur Auswahl stand Schweden oder Portugal und ich hab mich dann doch für die Wärme entschieden. Lissabon, ich verliebte mich in die Stadt und in die Menschen. Ich dachte bis dahin, ich wär schon aus dem Landei-Blickwinkel draußen, mit in-Graz-lebend und so… aber das Auslandssemester öffnete mir noch mal ordentlich die Augen. Irgendwie bekam ich eine ganz andere Sicht aufs Leben. Natürlich wurden nur die notwendigsten universitären Einheiten belegt und Surfen essenziell. Für Portugiesen ist das Surfen, sowie für Österreicher das Schifahren. Für mich ist Surfen die intensivste Verbindung mit der Natur.

10. August 2013 – Es war hart: Der Verlust meines Vaters traf mich schwer. Ich erinnere mich noch, als ich bei meinem Reha-Praktikum in der Umkleide stand, übers Telefon die Nachricht bekam, mir die Knie weich wurden und ich die völlige Kontrolle meines Körpers verliere. Die ganze Welt schien zusammen zu brechen. Noch nie zuvor hatte ich so nah mit dem Tod zu tun. Nun war es unvermeidbar. Ja, ich war ein Papakind…

11. Jänner 2014 – Meditation safed my life! Es klingt vermutlich etwas heftig, aber ja, was soll ich sagen, es ist einfach so, sie hat wirklich mein Leben gerettet. Das war mein Weg, mit dem Verlust, der Trauer, der Angst, der Ungewissheit, dem Leben an sich umzugehen. Das war meine Stressbewältigung, mein Coping-Mechanismus. Ich bin sehr dankbar, dass ich von Andreas Herz lernen durfte. Er hat mir die Tür zur Meditation und der ganzen östlichen Philosophie und damit auch zum Yoga geöffnet.

12. 2016 – Die Masterschreiberei: Fast ein Jahr schrieb ich darüber, wie Menschen mit Zystischer Fibrose Training als Prävention und Therapie für sich nutzen können, um eine bessere Lebensqualität und Lebenserwartung zu haben. Ich musste einfach alles wissen, um schreiben zu können, alle neuen Papers inkludieren, aber es kamen viele neue Papers… Hier durfte ich viel über mich selbst und meinen Perfektionismus lernen. Während dem Schreiben wurde mir immer klarer, in der Therapie bin ich richtig. Ich will Menschen helfen, Bewegung für sich zu nutzen, präventiv und therapeutisch.

Kurz nach der Masterprüfung die Erleichterung und das obligatorische Foto vor der eingen Fakultät – Master of Science in Exercise Therapy – geschafft!

13. 2017 – IKEA – Von Scham zu Glory: Ikea ja, anfangs war’s mir etwas peinlich dort anzufangen, aber ich wollte etwas für den Übergang bis ich in einer Reha anfangen konnte. Ich war über Weihnachten im IKEA-Restaurant angestellt. Die Arbeit war hart, aber die Teamdynamik großartig. Ich hatte noch nie zuvor eine solch besondere Mitarbeiter-Wertschätzung von einem Unternehmen erlebt wie hier. Es waren nur 3 Monate, wofür ich jetzt im Nachhinein unglaublich dankbar bin. Ich durfte sehen, dass Unternehmen auch wertschätzend geführt werden können und wie es sich überaus positiv auf ihre Mitarbeiter auswirken kann. Hier wurde der Samen gesäht zu meiner Mission Yoga und Breathwork in Firmen zu etablieren.

14. 2018 – Traumjob in der Reha?! Es schien am Anfang so. Die Arbeit an sich machte mir irrsinnig Spaß. Ich liebte es, mit Menschen zu arbeiten und zu sehen, wie sie in einem viel besseren Zustand und glücklich die Klinik verließen. Nun, die Rahmenbedingungen ließen mich dann doch bald den Entschluss fassen, dass dieses Setting nicht für mich gemacht ist, ohne mich dabei zu zerstören. Ich rannte wie im Hamsterrad, sodass zu Hause nur mehr “Duschen – Essen – Schlafen” angesagt war. Während meiner Zeit dort war ich alle fast 2 Monate krank (ja wirklich), damit war ich auch nicht die Einzige. Ich musste leider auch sehen, wie eine/r meine/r Kolleg/innen im Burnout landete. Und dass dort, wo Menschen gesund werden sollten, werden andere krank. Das war für mich einfach nicht richtig und immer mehr Alarmglocken gingen an. Was hielt mich doch so lange dort? Die überaus großzügige Wertschätzung der Patienten und die Verbindung mit jedem einzelnen von ihnen. Das gab mir Kraft und verlieh all meinem Tun einen Sinn.

links: Yogalehrer-Prüfung geschafft! rechts: Young Ho, der mir die Augen öffnet

15. Jänner 2019 – Eine besondere Yoga-Einheit: Seit Meditation mein Leben verändert hat, war ich immer auf der Suche nach mehr, nach neuen Techniken und Theorien im Bereich von Körper und Geist. Yoga hatte ich lange als neuen Trend abgetan, irgendwann jedoch ließ es mir aber doch keine Ruh und ich begann mich näher damit auseinander zu setzen. Ich besuchte verschiedene Einheiten, aber oft konnte ich die Yoga-Stunden nicht mit meinem sporttherapeutischen Wissen vereinbaren und fand einiges sogar eher kontraproduktiv.
Da kam sie dann, die eine Yoga-Einheit “Therapeutisches Yoga” bei Young Ho. Hier ging meine Tür zum Yoga auf. Und da war sie, die Verbindung von all meinem Körperverständnis mit Yoga. Alles machte für mich Sinn. Das wollte ich lernen und weitergeben. Es folgten 300h Ausbildung in seinem Studio in Frankfurt. Danke Young Ho, fürs Augen und Welt öffnen.

16. September 2019 – Stopp: Ich wusste, ich konnte diese Arbeitsstelle in der Reha nicht langfristig machen, somit zog ich die erste Reißleine. Über Jahre hinweg sprach ich davon, irgendwann, ja iiiiirgendwann wieder zurück nach Portugal zu gehen und dort zu leben. Ich wollte immer zurück dorthin, dort wo ich mich am lebendigsten gefühlt habe. Wenn nicht jetzt, wann dann. Im September 2019 beschloss ich, mit meinem Partner ein provisorisches Datum festzulegen, wann es losgehen sollte, um einfach ein Ziel zu haben. Das war damals der September 2020.

Nach dem ersten Mal surfen an meinem Lieblingsstrand in Baleal, 2020

17. Ende August 2020: Bye Austria, Hello Portugal! Wir zogen es trotz Corona durch. Mit unserem selbst ausgebauten Caddy ging es auf nach Portugal, mal für ein Jahr. Wenn mich der Tod meines Vaters eines lehrte: Sätze wie “Irgendwann später werde ich das machen…” zu vermeiden. Was ist, wenn es kein später mehr gibt?
Dies war auch der Start meiner Bildungskarenz, gepackt mit Weiterbildungen im Bereich der angewandten Neurologie, Yoga, Persönlichkeitsentwicklung und natürlich portugiesisch, durfte nicht fehlen.

Live-Meditation am Meer mit meinen ersten Kursteilnehmern von TRAIN TO SWITCH OFF

18. Die Selbstständigkeit: Irgendwann war es der logische Schluss – die Selbstständigkeit. Ich will Menschen helfen, mit all dem, was ich zu bieten hab und davon hab ich viel. Es war mir irgendwann klar, der Weg geht nur über die Selbstständigkeit.
Ich glaube in die Selbstständigkeit zu gehen, zu gründen ist eines der größten Geschenke in Sachen Selbstentwicklung und -erfahrung, die man machen kann.


19. Heute – Wir Menschen sind dafür gemacht, uns zu bewegen: Heute bewahre ich Menschen in führenden Positionen davor, ins Burnout zu gehen oder ständig auf Autopilot zu laufen und Stress zu managen. Ich will das beste Beispiel dafür sein. Ich zeige auf, wie Bewegung & Atmung für sich genutzt werden kann, um sich trotz des stressigen Alltages und seinen Überraschungen richtig lebendig fühlen zu können. Stress, den wird es immer geben, es ist nur eine Frage, wie du damit umgehst!

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6 thoughts on “Wie ich wurde, was ich bin: Mein Weg zur Yogalehrerin & Trainingstherapeutin

  1. Wow Michi,
    da hast du ja eine ereignisreiche Reise hinter dir.
    Ich glaube, dass viele von uns verschiedene Wege gehen müssen und verschiedene Sachen ausprobieren müssen bevor wir da ankommen wo wir im Leben sein wollen.
    Schön zu lesen, dass du DICH und deinen Weg gefunden hast. Es wird sicher noch mehr aufregendes folgen. Aber du hast den wichtigste Schritt schon gemacht deinem Instinkt zu folgen.
    Ich wünsche dir ganz viel Erfolg mit allem was noch kommt und hoffe wir sehen und bald mal wieder.

  2. Liebe Michi,
    so lange habe ich dich aus den Augen verloren und jetzt lese ich deine Lebensgeschichte und bin unglaublich berührt. Es ist so inspirierend, wie du deinen Weg gegangen bist und ich gratuliere dir, dass du im richtigen Moment die Bremse gezogen hast und deinem Herzen gefolgt bist. Das ist unglaublich schön! Ich freue mich sehr für dich und auch, dass ich nach so vielen Jahren wiedermal mehr von dir mitbekomme. Mach weiter so und vergiss nie auf deinen Bauch zu hören 🙂 Alles Liebe!
    P.S. es war eine tolle Zeit in Graz! ❤️

  3. Hallo liebe Michi,
    Jetzt bin ich in einer meiner Lernpausen zu deiner Seite gekommen und habe etwas geschmökert … finde deinen Weg super und wünsche dir viel Erfolg!!
    Kann ich gut verstehen, dass die Reha nicht das Richtige für dich war!!
    GLG, Katrin

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